Die aktuelle Krise stellt uns alle vor große Herausforderungen. Die seelische Belastung nimmt zu. Schon vor der Pandemie haben Fehltage aufgrund psychischer Leiden einen Höchststand erreicht. Erste Studien zeigen, dass die mentale Belastung im Home-Office und insbesondere während des Lockdowns noch einmal zugenommen hat. Die Sorge um die eigene Gesundheit und die von Freunden und Familie, Angst vor Kurzarbeit oder Jobverlust, die heimische Isolation, eingeschränkte Kontakte und die mangelnde Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben, treibt viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen. Das verstärkt das Risiko, psychisch zu erkranken. Einige von ihnen könnten auch nach der Krise noch lange mit seelischen Problemen zu kämpfen haben. Die mentale Gesundheit rückt daher zurecht in den Fokus des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).
Ganzheitliches Corporate Health Management als Erfolgsfaktor
Um die Gesundheit der Beschäftigten zu stärken und langfristig von gesunden, produktiven und loyalen Mitarbeitern zu profitieren, ist ein nachhaltiges und in eine Unternehmensstrategie eingebettetes Betriebliches Gesundheitsmanagement elementar. Ein erfolgreiches BGM zeichnet sich dabei durch eine hohe Teilnehmeraktivierung aus. Um einen Großteil der Beschäftigten erreichen zu können, braucht es einerseits Maßnahmen, die sich flexibel in den Alltag des Einzelnen integrieren lassen und andererseits eine thematische Breite. Idealerweise werden dabei die Schwerpunkte Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit abgedeckt. Gerade letztere Kategorie wird in der Praxis aber häufig noch vernachlässigt. Dabei sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: in den Jahren 2000 bis 2019 sind die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen um insgesamt 137 % angestiegen. Seelische Leiden zeichnen sich zudem durch eine sehr hohe Krankheitsdauer aus – diese ist mit durchschnittlich 36 Tagen dreimal so hoch wie bei anderen Erkrankungen. Deswegen, aber auch weil drei Viertel aller Arbeitnehmer der Meinung sind, dass ihr Arbeitgeber mehr zum Schutz der psychischen Gesundheit der Mitarbeiter unternehmen sollte, führt für Unternehmen kein Weg an dem Thema Mental Wellbeing vorbei.
Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit
Offene Kommunikation
In der Gesellschaft werden emotionale und seelische Nöte leider immer noch häufig tabuisiert und Betroffenen als Schwäche ausgelegt. Daher sollte der erste Schritt eine offene Kommunikation rund um das Thema mentale Gesundheit und eine Gleichstellung mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten sein. Es gilt, bei Betroffenen Hemmschwellen abzubauen und eine offene Arbeitskultur zu schaffen.
Psychische Gefährungsbeurteilung
Als Teil der arbeitsrechtlichen Pflichten eines Arbeitgebers zählt auch die Überprüfung psychischer Belastungen. Diese Gefährdungsbeurteilung kann in Form von Fragebögen, Beobachtungen oder mithilfe von Workshops durchgeführt werden. Psychische Belastungsfaktoren können beispielsweise die Arbeitsintensität, das Führungsverhalten oder eine ungünstige Gestaltung des Arbeitsplatzes sein. Auf Basis dieser Erhebungen werden die aktuellen Belastungen festgestellt und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen entwickelt, diese zu senken.
Gesunde Führung
Insbesondere bei einer räumlichen Trennung, sind Führungskräfte gefordert, ihre Mitarbeiter zu fördern und ihnen zur Seite zu stehen, auch wenn dies nicht über den persönlichen Kontakt möglich ist. Sie leisten damit insbesondere einen entscheidenden Beitrag zur psychischen Gesundheit der Mitarbeiter. Arbeitgeber sollten Führungskräfte entsprechend schulen. Dazu kann es hilfreich sein, sogenannte Leadership Principles zu definieren, die als Orientierungshilfe dienen. Auch Leitlinien zur Erkennung psychisch belasteter Mitarbeiter und konkrete Handlungsempfehlungen bei solchen Verdachtsmomenten sind sinnvoll. Rahmenbedingungen wie flexible Arbeitszeitmodelle und das damit verbundene Vertrauen verstärken diese Initiativen noch einmal.
Webinare und Coachings
Neben den oben genannten organisationalen Anknüpfungspunkten, gilt es auch bei jedem einzelnen Mitarbeiter anzusetzen und ihm konkrete Maßnahmen zur Stärkung der eigenen mentalen Gesundheit mit an die Hand zu geben. Konkret können das beispielsweise Stress-Webinare, Achtsamkeitsübungen, Strategien zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance oder auch Tipps zum Umgang mit digitalen Medien sein. Es gilt, die Resilienz der Mitarbeiter zu steigern und ihnen Tools mit an die Hand zu geben, um den neuen (Arbeits-)bedingungen gestärkt entgegentreten zu können. Sollten Sie bereits entsprechende Initiativen wie, z. B. EAP bzw. betriebsärztliche Dienste anbieten, sollte klar sein, dass auch psychische Beschwerden in diesem Rahmen vertraulich besprochen werden können.
Wenn Arbeitgeber das Thema der mentalen Gesundheit auf die Agenda nehmen, tragen sie einen entscheidenden Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen bei. Davon profitiert am Ende sowohl der Einzelne, als auch die Organisation im Gesamten.
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Dem Thema der mentalen Gesundheit im betrieblichen Kontext widme ich mich im Gespräch mit Dr. Amelie Wiedemann, Co-Founder & CSO von DearEmployee, in einem Webinar am 25. März 2021.
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Über Gastautor Michael T.
Michael Theodossiou ist Mitgründer und Geschäftsführer bei wellabe. Er kommt aus der Krankenversicherungsindustrie und verfügt über eine umfassende Expertise in der Versicherungs- und Gesundheitsbranche. Er begeistert sich für Start-ups und Innovation, mit besonderem Fokus auf digitale Gesundheit und unterstützt Unternehmen beim Aufbau eines ganzheitlichen Corporate Health Managements. Er weiß dabei um die steigende Bedeutung mentaler Gesundheit im betrieblichen Kontext.
Über wellabe
wellabe ist ein Health-Tech Startup in München. Ihre Mission ist es, Nutzern zu helfen, gesündere Gewohnheiten und einen ausgewogenen Lebensstil zu entwickeln, um so chronischen Krankheiten vorzubeugen. Die Produkte umfassen neben den Gesundheits-Check-ups am Arbeitsplatz auch Gesundheits-Tests für zu Hause, Experten-Coachings sowie eine Employee-Wellbeing-App mit Präventionsinhalten und -programmen, die auf Ernährung, Bewegung und Stressreduktion ausgerichtet sind. Um dieses Angebot möglichst vielen Menschen einfach zugänglich zu machen, arbeitet wellabe eng mit Firmenkunden und Versicherungspartnern zusammen.
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