Auf den ersten Blick haben Spiel und Beruf nichts miteinander gemeinsam. Stress, Hektik und Anstrengung sind Attribute, die viele Menschen mit ihrem Job verbinden, spielen gehört nicht dazu. Doch Arbeitgeber erkennen immer stärker, dass sie ihren Angestellten mehr bieten müssen als nur redundante Aufgaben. Das Spiel ist hier ein wertvoller Ansatz, denn Erwachsene lieben es, zu zocken.
Allein ein Blick auf die Anzahl der Fußball Wetten jedes Jahr zeigt, wie verspielt die Deutschen eigentlich sind. Das Konzept Gamification arbeitet mit Anreizen und weiteren spielerischen Elementen, die zu mehr Leistungsbereitschaft, aber vor allem Wohlbefinden im Beruf beitragen sollen. Schauen wir uns an, wie der Arbeitsalltag verspielter wird.
Der Mensch als Jäger und Sammler – das Konzept funktioniert immer noch
Es ist tief in uns verankert, dass wir gerne sammeln und auf die Jagd gehen. Stellen Sie sich ein klassisches Computerspiel vor, in dem Sie Münzen sammeln können. Laufen Sie daran vorbei oder versuchen Sie, so viele wie möglich davon mitzunehmen? Auch im Bereich Shopping nutzen geschickte Geschäftsleute unseren Sammeltrieb aus, indem sie uns Bonusmeilen, Rabattcoupons, Punktesysteme und vieles mehr anbieten.
Der Grund, warum dieses System so gut funktioniert, ist das menschliche Belohnungssystem im Gehirn. Erreichen wir eine Vorgabe oder ein Ziel, schüttet das Gehirn Dopamin aus und wir fühlen uns glücklich. Das Konzept funktioniert in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden wunderbar, warum also nicht auch mit den Mitarbeitern?
Spielende Motivation – wenn der Arbeitsort zum Spielplatz wird
Beim Begriff Gamification denken viele Arbeitgeber zunächst an Mitarbeiter, die statt zu arbeiten auf dem Handy zocken. In Anbetracht der steigenden Gamingzahlen in Deutschland ist es denkbar, dass die Mittagspause an vielen Ecken so genutzt wird. Berufliche Gamification dient aber der Steigerung von Arbeitseffizienz und Motivation, nicht der Erholung zwischendrin.
Ein weiterer Ansatz bezieht sich auf die Weiterbildung von Mitarbeitern mit spielerischen Elementen. Hier denken wir vor allem an VR- und AR-Brillen, die dem Spieler eine virtuelle und authentische Welt simulieren. Durch die Verwendung von realistischen Simulationen ist es möglich, Menschen in Situationen zu bringen, die sie praktisch nie erleben.
So können Feuerwehrleute Einsätze proben, bevor sie erstmals zu einem echten Notfall gerufen werden. Denkbar ist der Einsatz solcher Gamingelemente in vielen Branchen, angefangen von Medizin über Produktion bis hin zu Rettungseinsätzen.
Konkurrenz vs. Eigenleistung – warum Gamification stellenweise umstritten ist
Das viel diskutierte Thema New Work ist darauf ausgerichtet, Druck und Anspannung, soweit es möglich ist, zu reduzieren. Ein direkter Konkurrenzkampf mit anderen Mitarbeitern scheint kontraproduktiv, denn das baut Druck auf. Das Konzept eines Leaderboards ist daher umstritten. Hierbei stehen sich verschiedene Mitarbeiter des Unternehmens als Konkurrenten gegenüber und werden nach Leistung bewertet.
Deutlich weniger umstritten ist die Förderung von Eigenleistung durch Prämienmodelle. Die Funktionsweise erinnert an ein typisches Videospiel. Der Mitarbeiter kann durch die Erledigung von Aufgaben oder das Erreichen gesteckter Ziele Punkte sammeln, die später gegen Prämien und Belohnungen eingetauscht werden.
Denkbar sind hier zusätzliche Urlaubstage, Gutscheine für die hauseigene Kantine oder Sachprämien. Theoretisch wären auch Sondervergütungen möglich, allerdings müssen diese ab einem bestimmten Punkt wieder versteuert werden. Das ganze Projekt lässt sich mit erreichbaren Leveln weiter steigern.
Im praktischen Beispiel könnte es so aussehen, dass Mitarbeiter, die an Schulungen und Weiterbildungen teilnehmen, Erfahrungspunkte gewinnen. Mit dem Erreichen einer vordefinierten Punktzahl erfolgt dann der Levelaufstieg. Obwohl auch hier eine gewisse Form von Konkurrenz herrscht, steht die Eigenleistung des jeweiligen Mitarbeiters im Hauptfokus.
Gamification als Element der Weiterbildung – zur Förderung von Wissen im Unternehmen
Ein weiterer Ansatz ist die Implementierung von Gamification in den Sektor der Weiterbildung. Wir kennen Sprachlernapps, bei denen durch das Erreichen von Zielen oder die Erledigung von Aufgaben Punkte vergeben werden. Umgemünzt auf den Arbeitsplatz ist es hier denkbar, dass Mitarbeiter für Ergebnisse bei Tests und Fortschritte in Schulungen belohnt werden.
Dabei muss es sich nicht um eine finanzielle Belohnung handeln, das Vorhandensein von virtuellen Badges und Checkpoints reicht aus, um einen Anreiz zu liefern. Entscheidend ist hier die visuelle Komponente. Der Mitarbeiter muss seinen Fortschritt erkennen können. Stellen Sie sich einen Balken vor, der zu 45 % gefüllt ist.
Sie haben ein direktes Ziel vor Augen und möchten den nächsten Checkpoint (100 %) erreichen. Solche simplen Hilfsmittel führen dazu, die Motivation zu steigern und die Lust am Lernen zu verstärken.
Spielerisch neue Mitarbeiter gewinnen – das Game um den Job
Nicht nur zur Motivation von Bestandsmitarbeitern ist Gamification ein interessanter Ansatz. Ein Beispiel aus Frankreich zeigt, dass der Recruitingprozess ebenfalls umgestaltet werden kann. Das Bahnunternehmen SNFC probierte das Konzept in der Praxis aus. Ingenieure, die sich für die vakante Stelle beworben hatten, bekamen eine Aufgabe.
Sie hatten ein halbes Jahr Zeit, um mithilfe von Big Data einen Zug zu gestalten und ein System, das den Transport von einer Million Reisenden ermöglicht. Aufgeteilt war die Challenge in Level und als Ergebnis zeigte sich, dass 17 von 5.000 Teilnehmern sämtliche Hürden meisterten. Das reduzierte die Anzahl der geeigneten Bewerber deutlich, von den 17 Siegern bekamen schließlich zehn eine Anstellung im Unternehmen.
Sicherlich müssen die Aufgaben beim Recruiting nicht so komplex gestaltet werden. Durch virtuelle Simulationen und digitale Welten ist es aber möglich, Bewerbern Aufgaben zu stellen und mehrere Teilnehmer dazu einzuladen. Für das Unternehmen wird auf diese Weise sichtbar, wer für die Ansprüche des Jobs geeignet ist und wer nicht zur vakanten Stelle passt.
Ganz nebenbei ermöglichen solche levelbasierten Simulationen die Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen wie Lerntempo, Durchhaltevermögen oder die Fähigkeit, mit anderen im Team zu arbeiten.
Fazit: Gamification ein wichtiger Bestandteil in der modernen Arbeitswelt
Wie gut spielerische Konzepte beim Arbeitnehmer ankommen, hängt stark von der Generationenzugehörigkeit ab. Babyboomer, die sich dem Thema Digitalisierung und Fortschritt bislang verweigern, könnten mit Ablehnung reagieren. Für die Generation Z, die künftig eine wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielt, sind solche Möglichkeiten von größter Bedeutung.
Die Ansprüche an Arbeitgeber haben sich deutlich verändert, Arbeitnehmer von morgen haben Erwartungen und setzen auf gezielte Reize, um ihre Leistung gern und bereitwillig einzubringen. Die Ansätze der Gamification sind bei der Umsetzung gründlich zu überlegen. Nicht jede Art von Spiel passt zu jedem Betrieb.
Entscheidend könnte auch die bisherige Hierarchieführung sein. In lockeren Betrieben lassen sich Spielelemente leichter einführen als in Betrieben mit strenger Hierarchie. Langfristig dürfte davon auszugehen sein, dass vor allem große und moderne Unternehmen auf diese Form der Mitarbeitermotivation setzen.
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