Ob nun das Abschlusszeugnis von der Schule oder der Uni-Abschluss – irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es heißt: Das Berufsleben beginnt. Der Einstieg ins Berufsleben kann dabei unterschiedlich ausfallen. Eine Anstellung in einem großen Unternehmen unterscheidet sich deutlich von einer Laufbahn als Beamter oder Angestellter im öffentlichen Dienst. Darüber hinaus ist auch die Selbstständigkeit immer eine Option, die sich durchaus lohnen kann.
In jedem dieser Fälle sollten Berufsanfänger jedoch an eine gute finanzielle Absicherung denken. Doch was gehört dazu? Welche Versicherungen sind wann wichtig und welche vielleicht eher verzichtbar?
Die Basis-Absicherung: Ohne Privathaftpflicht geht nichts!
Die Privathaftpflichtversicherung gehört zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Mit dem Start ins Berufsleben sollte eine entsprechende Police auf dem eigenen Plan stehen. In der Ausbildung oder im Studium ist dies häufig noch nicht nötig, weil die Absicherung häufig noch über die Eltern läuft.
Doch was macht die Privathaftpflicht so wichtig und wertvoll? Eine Haftpflichtversicherung schützt uns immer dann, wenn durch unsere Handlungen unabsichtlich andere Leute geschädigt werden. Hierbei sind sowohl Sach- als auch Personenschäden gemeint. In einem solchen Fall sind wir als Verursacher gemäß § 823 BGB zu Schadenersatz verpflichtet – dies gilt auch bei einfacher Fahrlässigkeit.
Solche Fälle treten nicht häufig auf, können aber bei sehr ungünstigen Umständen in den finanziellen Ruin führen. Ein einfaches Beispiel: Jemand stößt bei Bekannten eine sehr teure Kunstvase um, deren Wert mehrere Tausend Euro beträgt.
Das Beste an einer solchen Police: Der monatliche Beitrag ist äußerst günstig. Somit sind es geringe Kosten bei einer hohen Absicherung. Wir können uns mit dieser Versicherung also potenziell große Schwierigkeiten für wenig Geld vom Hals halten.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Die wichtigste Ressource absichern
In den meisten Fällen verfügen wir zum Berufsstart nicht über ein Vermögen, das uns absichert. Aus diesem Grund ist unsere finanziell wertvollste Ressource unsere Arbeitskraft. Geht diese durch einen Unfall oder eine Krankheit verloren, bricht die wichtigste Einkommensquelle weg. Zwar existiert eine staatliche Erwerbsminderungsrente, doch hat diese zwei große Nachteile:
- Hohe Anforderungen: Die volle Leistung wird nur dann gewährt, wenn die betroffene Person nicht mehr als 3 Stunden pro Tag arbeiten kann.
- Nicht ausreichende Leistungen: Die Erwerbsminderungsrente bietet gerade für junge Menschen nur sehr geringe Leistungen, da sie an den persönlichen Rentenanspruch anknüpft. Dieser ist gerade bei Berufsanfängern aufgrund der kaum bis wenig vorhandenen Beitragsjahre verschwindend gering.
Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) erhalten Versicherte hingegen schon dann Leistungen, wenn sie ihren bisherigen Job nur noch zu maximal 50% ausüben können. Darüber hinaus lässt sich die Leistungshöhe vorher selbst vereinbaren. Sinnvolle Ansätze sind hier 70-80% des bisherigen Nettoeinkommens.
Bei einer BU-Versicherung sollten Berufsanfänger zudem folgende Punkte beachten:
- Keine abstrakte Verweisung: Eine solche Klausel könnte Versicherte dazu verpflichten, auch gleichwertige, aber fachfremde Jobs anzunehmen. Erst wenn dies auch nicht möglich ist, leistet die Versicherung wirklich. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, auf Verträge mit entsprechenden Klauseln zu verzichten.
- Nachversicherungsgarantie: Wenn sich im Laufe des eigenen Lebens die Kosten für die Lebenshaltung plötzlich spürbar verändern (z.B. durch Hochzeit oder ein Kind), ist es sinnvoll, die Leistung der BU-Rente später zu erhöhen. Mit einer Nachversicherungsgarantie lässt sich dies ohne neue Gesundheitsprüfung erreichen.
- Kurzer Prognosezeitraum: Wenn ein Arzt die Berufsunfähigkeit feststellt, fragt die Versicherung im Normalfall nach einer Prognose über die Dauer des Zustandes. Liegt diese Prognose unter dem vereinbarten Prognosezeitraum, muss die Versicherung nicht zahlen. Hierbei gilt grundsätzlich: Je länger der Prognosezeitraum, desto schwieriger die medizinische Einschätzung. Aus diesem Grund sollte im Vertrag maximal ein Zeitraum von 6 Monaten als Voraussetzung für die Leistung stehen.
Private Altersvorsorge: Staatliche Leistungen allein reichen nicht
Eine weitere wichtige Absicherung für die Zukunft stellt die private Altersvorsorge dar. Auch wenn diese eventuell nicht zu den akuten Versicherungen gehört, sollten sich Berufsanfänger möglichst früh darum kümmern. Dies hat einen Grund: Der Zinseszins-Effekt. Je eher Kapital für das Alter angelegt wird, desto länger, kann es anwachsen.
Die private Altersvorsorge ist gerade für diejenigen essenziell, die sich nach der Ausbildung oder dem Studium selbständig machen. Hier entfällt nämlich die gesetzliche Rente, so dass der Kapitalstock die kompletten Alterseinkünfte abdecken muss.
Grundsätzlich stehen Selbständigen dabei verschiedene Modelle zur Verfügung:
- Freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung: Die Deutsche Rentenversicherung bietet Selbständigen die Möglichkeit, freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen. Die Beitragshöhe ist bis zum Höchstbetrag frei wählbar und die Zahlungen können jederzeit ausgesetzt werden – bereits erworbene Ansprüche bleiben bestehen. Wer dabei ein Jahr lang den Durchschnittsbeitrag von 611,94 Euro pro Monat einzahlt, erwirbt einen Rentenanspruch von 34,70 Euro pro Monat – lebenslang.
- Rürup-Rente: Die Rürup-Rente wird auch als Basisrente bezeichnet und stellt eine Alternative zur freiwilligen Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung dar. Auch hier können Beiträge bis zu einer hohen jährlichen Grenze (2022: 94% von 25.639) steuerlich geltend gemacht werden. Der Vorteil: Durch ETF-Sparpläne oder ähnliche Produkte lässt sich mitunter eine höhere Rendite erzielen als in der gesetzlichen Rentenversicherung.
- Selbst für das Alter ansparen: Selbständige wie auch Angestellte haben natürlich die Möglichkeit, selbst Kapital für das Alter aufzubauen. Die Form der Geldanlage ist dabei völlig frei, so dass hier ein guter Mix aus Aktien (ETFs, Fonds oder Einzeltitel), Immobilien (Eigenheim, Mietobjekte, Immobilienfonds) und Zinseinlagen (Festgeld, Tagesgeld) sinnvoll sein kann. Einziges Manko: Im Falle einer Arbeitslosigkeit müssen Teile dieses Vermögens eventuell erst aufgebraucht werden, bevor der Staat einspringt.
Die Riester-Rente stellt hingegen die staatlich geförderte private Altersvorsorge für Arbeitnehmer dar. Leider sorgen starre Regelungen oft dafür, dass sich diese Option nicht lohnt. Ausnahmen: Personen mit einem sehr niedrigen Einkommen profitieren von den Zulagen bei geringem Einzahlungsbetrag. Zusätzlich profitieren Eltern von den Zulagen für Kinder.
Tipp: Nicht selbstständige Berufsanfänger sollten sich bei Ihrem Unternehmen über die Möglichkeiten einer betrieblichen Altersvorsorge Gedanken machen. Auch dieser kann im Zuge einer Entgeltumwandlung steuerlich gefördert werden.
Krankenversicherung: Berufsanfänger sind oft pflichtversichert
Auch die Krankenversicherung gehört zu den essenziellen Versicherungen für Berufsanfänger. Im Normalfall sind nicht selbständige Berufsanfänger jedoch über die gesetzliche Krankenversicherung pflichtversichert. Erst wenn das eigene Einkommen die Versicherungspflichtgrenze (2023: 66.600 Euro pro Jahr) überschreitet, besteht die Möglichkeit, in die private Krankenversicherung zu wechseln. So lange können Berufsanfänger mit Zusatzversicherungen den eigenen Gesundheitsschutz verbessern.
Hier einige Beispiele:
- Zahnzusatzversicherung (bessere Leistungen bei Zahnersatz)
- Krankenhausversicherung (Einzelzimmer im Krankenhaus, Chefarztbehandlung)
- Heilpraktikerversicherung (Abdeckung von Heilpraktiker-Leistungen)
Mitunter stellen auch Unternehmen entsprechende Zusatzversicherung als Corporate Benefits zur Verfügung. Auch hier lohnt sich ein genauerer Blick.
Hinweis: Für Selbstständige gilt die Versicherungspflicht oftmals nicht (Ausnahme: Einige freie Berufe und Selbstständige mit nur einem Auftraggeber). Sie haben also unabhängig von ihrem Einkommen die Wahl zwischen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung.
Was kann sonst noch wichtig werden?
Neben den oben genannten Möglichkeiten der Absicherung existieren noch viele weitere Versicherungen. Einige können je nach persönlicher Situation mehr oder weniger dringlich sein:
- Tierhalterhaftplicht (gehört für Hundehalter zum Pflichtprogramm)
- Hausratversicherung (bei eigener Wohnung mit wertvollen Gegenständen)
- Kfz-Versicherung (bei eigenem Auto, Haftpflicht ist vorgeschrieben, Kasko bei neueren Fahrzeugen sehr sinnvoll)
- Wohngebäudeversicherung (bei einem Wohnungs- oder Hauskauf wichtig)
Mit der richtigen Absicherung im Berufsleben durchstarten
Der Start ins Berufsleben ist oft auch eine Zäsur. Mitunter wird ein Umzug in eine andere Stadt notwendig oder Berufsanfänger leben erstmals allein in einer eigenen Wohnung. Die neue Situation erfordert in jedem Fall Planung. Dazu gehört auch eine passende finanzielle Absicherung. Basis-Absicherungen wie die Privathaftpflicht und eine BU-Versicherung sorgen dafür, dass die größten Risiken im Alltag abgedeckt werden. Darüber hinaus kann ein früher Start in die private und betriebliche Altersvorsorge dabei helfen, mit wenig Kapitaleinsatz eine gute Altersrente zu gewährleisten. Wer alle wichtigen Punkte abdeckt, braucht sich um die Zukunft nicht zu sorgen und kann im Berufsleben richtig durchstarten.
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