Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Eine attraktive Arbeitgebermarke zu etablieren wird dabei zunehmend ausschlaggebend, damit sich die gefragten Talente für die eigene Firma entscheiden. Dabei bietet sogar der Bewerbungsprozess selbst Potenzial für Employer Branding. So setzt der HR-Softwareanbieter HRworks gezielt auf Cultural-Fit-Interviews, um seine Bewerber kennenzulernen und sich dabei zugleich als Wunscharbeitgeber zu präsentieren. Was der Cultural Fit ist und welche Vorteile er für das Employer Branding mit sich bringt, erklärt Ivana Baumann, Head of HR und Recruiting bei HRworks.
Worum handelt es sich beim Cultural Fit genau?
Beim Cultural Fit dreht sich alles darum herauszufinden, ob Bewerber und Unternehmen zusammenpassen. Das betrifft übrigens beide Seiten. Für uns als Arbeitgeber ist es natürlich wichtig, dass wir Mitarbeiter finden, die sich mit unseren Werten identifizieren und in der Zusammenarbeit mit ihren Kollegen harmonieren. Das erhöht die Motivation und sorgt für einen produktiven Workflow in der Firma. Aber auch umgekehrt gilt, dass ein Neuzugang nur dann glücklich im neuen Unternehmen wird, wenn die gelebte Firmenkultur zu seiner Persönlichkeit und Arbeitsweise passt. Aus Firmensicht nur auf die fachlichen Qualifikationen eines Kandidaten zu achten oder aus Bewerbersicht ausschließlich das Gehalt im Blick zu haben, reicht für eine langfristige berufliche Partnerschaft schlicht nicht aus. Gerade da wir eine dauerhafte Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern anstreben, sind bei uns Cultural-Fit-Interviews fester Bestandteil unseres Bewerbungsprozesses.
Wie wichtig ist die Unternehmenskultur für die Cultural-Fit-Interviews?
Unsere Unternehmenskultur ist die Grundlage für den Cultural Fit. Denn wie will ein Unternehmen herausfinden, ob ein Bewerber zu ihm passt, wenn es selbst nicht weiß, wofür es steht? In unseren Cultural-Fit-Interviews treffen unsere Bewerber immer auf mehrere Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen: Potenziellen Interessenten ein einheitliches und vor allem realistisches Bild unserer Firma zu geben, gelingt uns nur, weil wir eine Unternehmenskultur etabliert haben, die von allen Angestellten auch tatsächlich gelebt wird. Dieses Thema ist so wichtig, dass wir uns im letzten Jahr in abteilungsübergreifenden Workshops ‒ an denen nahezu alle Beschäftigten von HRworks teilnahmen ‒ intensiv mit unseren Werten auseinandergesetzt haben. So haben wir diese Werte noch einmal tief in unserem Unternehmen verankert.
Kommen wir zum eigentlichen Thema: Inwiefern spielt Employer Branding beim Cultural Fit eine Rolle?
Im Idealfall hat jeder Kandidat nach einem Cultural-Fit-Interview das Gefühl: “Das ist eine tolle Firma, hier will ich unbedingt arbeiten” ‒ und zwar unabhängig davon, ob er die Stelle auch erhalten hat. Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, spricht sich herum. Vor allem, wenn es jemand erzählt, der diese Erfahrung aus erster Hand gemacht hat. Zudem gibt es auf Portalen wie kununu die Möglichkeit, den Bewerbungsprozess eines Unternehmens im Internet für alle sichtbar zu bewerten. Da sich mittlerweile viele Interessenten im Vorfeld über das Image ihres zukünftigen Arbeitgebers informieren, ist der Cultural Fit ein wichtiger Baustein für unser Employer Branding. Auch das interne Employer Branding profitiert enorm durch die Cultural-Fit-Interviews, da wir so unsere Mitarbeiter in den Auswahlprozess ihrer zukünftigen Kollegen miteinbeziehen.
Insgesamt sorgen die Cultural-Fit-Interviews ganz grundsätzlich dafür, dass wir über alle Abteilungen hinweg einen starken Zusammenhalt in unserem Unternehmen haben. Und das wirkt sich zum Beispiel darauf aus, wie sich unsere Mitarbeiter auf Plattformen wie LinkedIn für HRworks engagieren. So tragen wir auch hier unsere Unternehmenskultur nach außen und zeigen damit Bewerbern, dass Sie bei HRworks ein starkes Team erwartet.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Cultural Fit?
Sehr gut, auf den Cultural Fit wollen wir nicht mehr verzichten. Wir haben schon mehrfach von Kandidaten die Rückmeldung bekommen, dass sie einen solchen Bewerbungsprozess noch nie erlebt haben ‒ im positiven Sinn. Ob im persönlichen Gespräch oder als Feedback über digitale Kanäle, meine HR-Kollegen und ich bekommen immer wieder zurückgespielt, dass Bewerber den Cultural Fit als sehr wertschätzend empfinden. Zudem haben Kandidaten in den Interviews die Möglichkeit, direkt von Kollege zu Kollege offen Fragen zum Büroalltag zu stellen. Auf diese Weise bekommen sie ein wirklichkeitsnahes Bild von der Arbeit bei HRworks. Das ist in einem klassischen Bewerbungsgespräch in einem solchen Ausmaß kaum möglich. Gerade das Kennenlernen der zukünftigen Arbeitskollegen führt außerdem dazu, dass sich Bewerber unserem Unternehmen schnell verbunden fühlen. Das ist auch oft einer der ausschlaggebenden Gründe, warum sich Kandidaten für die Arbeit bei HRworks entscheiden.
Was gibt es beim Cultural Fit zu beachten?
Zum einen ist da die Zusammenstellung der Interviewpartner. Wir achten stets darauf, dass unsere Kandidaten sowohl Kollegen aus ihrer zukünftigen Abteilung als auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen treffen. Während ihnen das Kennenlernen direkter Arbeitskollegen den Start bei HRworks erleichtert, erhalten sie durch den Kontakt von Mitarbeitern aus anderen Abteilungen einen deutlich besseren Gesamteindruck von unserem Unternehmen.
Zum anderen ist beim Cultural Fit zu beachten, dass es sich um kein Bewerbungsgespräch im klassischen Sinn handelt. Fragen zur fachlichen Eignung, Gehalt und anderen Themen in dieser Richtung werden bei uns in einem vorherigen Gespräch geklärt. In unseren Cultural-Fit-Interviews steht daher ganz das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund: Selbstverständlich geht es dabei neben Hobbys und gemeinsamen Interessen auch um Fragen zur konkreten Zusammenarbeit. Doch der Fokus liegt an diesem Punkt des Bewerbungsprozesses vor allem auf der Chemie zwischen Bewerber und Unternehmen.
Wie muss ich mir ein typisches Cultural-Fit-Interview vorstellen?
Bei uns besteht der Cultural Fit aus mehreren Runden, in denen sich der Kandidat und jeweils zwei unserer Mitarbeiter untereinander austauschen. Im Vorfeld erstellt der Bewerber ein kompaktes Handbook on me, in dem er seinen Lebenslauf und seine Interessen knapp zusammenfasst. Das bekommen unsere Teilnehmer des Cultural-Fit-Interviews zur Vorbereitung. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erhalten beide Seiten genügend Raum, um sich gegenseitig kennenzulernen. Wichtig ist uns hierbei, dass das Gespräch in einer entspannten und lockeren Atmosphäre auf Augenhöhe stattfindet. Der Cultural Fit lässt sich übrigens auch sehr gut remote durchführen, wie wir vor dem Hintergrund von Corona festgestellt haben.
Sie haben erwähnt, dass der Cultural Fit recht aufwendig ist: Lohnt sich dieser Aufwand für Ihr Unternehmen?
Auf jeden Fall. Natürlich müssen sich allein für einen einzigen Bewerber zahlreiche Mitarbeiter Zeit nehmen. Aber dadurch haben wir einen sehr großen Zusammenhalt im Unternehmen und stärken darüber hinaus unsere Arbeitgebermarke. Der Effekt ist enorm: Inzwischen haben wir über 100 Mitarbeiter, damit hat sich unsere Firmengröße innerhalb eines Jahres knapp verdoppelt. Dieses rasante Wachstum wäre uns kaum gelungen, wenn unsere Mitarbeiter in ihren Freunden- und Bekanntenkreisen nicht fleißig Werbung für uns als Arbeitgeber gemacht hätten. Dank des Cultural Fits haben wir ein erstklassiges Team bei HRworks, das voll hinter seinem Unternehmen steht. Das ist sicher das beste Employer Branding, das wir bekommen können.
Zur Interviewpartnerin:
Als Head of HR und Recruiting beim HR-Softwareanbieter HRworks ist Ivana Baumann bestens mit Bewerbungsprozessen aller Art vertraut. Schließlich gehört das IT-Unternehmen aus dem Schwarzwald zu den führenden Unternehmen für Personalverwaltungssoftware im Bereich mittelständischer Unternehmen in der DACH-Region.
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